Tja, wo sind sie bloß hingekommen, die Querdenker im Unternehmen? Heute werden sie dringender gebraucht als je zuvor, um durch die schnelllebige Zeit an Veränderungen zu navigieren.
Aber man hat sie mit starren Systemen mundtot gemacht und eingefroren. Sie werden als Sonderlinge betrachtet und Ihre Ideen werden isoliert.
Querdenker sehen Chancen, Optionen und denken in Lösungen. Sie sind wandlungsfähig wie Chamäleons und sehen die Zukunft als Chance zu Weiterentwicklung. Doch die Nutznießer des alten Systems lassen Veränderung nicht zu - und die Querdenker verstummen weiter.
Mit gravierenden Folgen für die Weiterentwicklung der Persönlichkeiten selbst.
"Bei uns wird das nicht funktionieren!"
Ich treffe nur allzuoft bei Trainings und Vorträgen auf diesen Satz. Wie immer, wenn etwas Neues auf uns zukommt, schaltet unser Gehirn auf Verteidigungsmodus. Klar wird sind gepolt darauf Energie zu sparen.
Darum kommen solche Sätze fast in jedem persönlichen Veränderungsprozess vor: "Nicht in jeder Situation und jedem Unternehmen können wir Querdenker brauchen!" Wenn Sie das denken, dann muss ich Sie enttäuschen.
Das ist die Denkweise des industriellen Zeitalters.
Henry Ford hat schon vor 100 Jahren so gedacht:
„Warum kommt dauernd ein Gehirn mit, wenn ich nur um ein paar Hände gebeten habe?“
Wer in dieser Zeit denkt, wird bald von ihr eingeholt. Selbst fleißige Mitarbeiter am Fließband können entscheidende Unternehmensprozesse in Gang setzen.
Beispiel gefällig?
Ein Mitarbeiter eines Produktionsbetriebs von Baugeräten hatte am Fließband über zu wenig Auslastung geklagt. Er war neu im Betrieb und hatte über viele Wochen angemerkt, er sei mit seinen Aufgaben in einem Viertel der vorgegebenen Zeit fertig. Statt das stumm zu akzeptieren, schlug er mehrmals vor die beiden Folgestationen in seinen Bereich zu integrieren. Seine Vorgesetzten interessierte das nicht - also ging er einen sehr mutigen Schritt und saß plötzlich bei der Produktionsleitung. Was zur Folge hatte, dass die gesamte Linie umgeplant und mehrere 10.000,- Euro eingespart werden konnten - ohne Mitarbeiter abzubauen.

Ein Querdenker oder Quertreiber?
Auf jeden Fall einer, der in einer so "starren Struktur" eines Prodkutionsbetriebs nicht den Mund halten wollte.
Lasst Meinungen zu, holt Ideen ein, aber töten wir nicht jedes Wort ab, das unsere Mitarbeiter einbringen.
Die Kultur aus Kontrolle und Kommando formt aus potentiellen Mitdenkern nur ein Bündel an meinungs- und beteiligungslosen Gestalten, die stumm Anweisungen befolgen.
Mit unabsehbaren Folgen für die Persönlichkeiten und deren persönlicher Weiterentwicklung. Wenn Sie 8 Stunden am Tag gesagt bekommen was zu tun ist und sich nicht in der Position sehen etwas beeinflussen zu können, wird sich das unweigerlich auf Veränderung und persönliche Entwicklung auswirken.
Frische Gedanken, mutige Idee und neue Herangehensweisen sind Wachstumsbringer und können nur von Menschen eingebracht werden, die die Freiheit erhalten Ihre Ideen einzubringen.
Wer im Gedankenspiel neue Ideen zu formen nicht in Form ist, verliert diese Fähigkeit leider rasch. Und umso länger wird es dauern Mitarbeiter wieder dafür ins Boot zu holen. Das macht persönliche wie auch unternehmensinterne Veränderungen so schwierig.
Querdenker werden anecken!
Querdenker sind also unentbehrlich, wenn es in der digitalisierten Welt darum geht das Neue durch das Alte zu verdrängen. Sie hinterfragen Routinen und denken unkonventionell um die Ecke - also richtige Quertreiber?
Nur in den Augen derer, die das bisherige System als Nutznießer sehen und Ihre Komfortzone bedroht sehen. Sie werden sich zu Wehr setzen, denn sie profitieren vom Bisherigen und sehen Ihre Machtposition an allen Seiten bröckeln.
Schwingt sich also einer zum Veränderer auf, hat er die Freunde des alten Systems sehr schnell zum Feind. Sie werden alles andere als begeistert sein über den Wandel, dem sie sich stellen müssen.
Ich hab in meiner Laufbahn viele Unternehmen und Kulturen kennenlernen dürfen. Und in allen bin ich mit einer unkonventionellen Denkweise irgendwie angeeckt. Sehr oft wurde etwas in Gang gesetzt dadurch. Doch immer wurde ich als eine Art Sonderling betrachtet - manchmal war das positiv gemeint - meist aber nicht.
Als einer der anders gedacht hat oder Bestehendes nicht so hinnehmen wollte. Wenn ich im 21. Jahrhundert meine Pause nicht um 09:30 machen wollte, weil die Glocke läutet, dann wollte ich das nicht akzeptieren.
Die Angst dadurch isoliert zu werden gehört zu den Schlimmsten eines Querdenkers. Als Einzelkämpfer gegen die Mühlen der Gemeinschaft zu kämpfen, kostet Substanz. Deshalb lassen es die meisten wieder, obwohl sie soviel Potential dafür hätten.
Warum sollen Sie sich überhaupt verändern?
Damit eine Veränderung überhaupt einsetzen kann, braucht es vor allem die richtigen Typen dazu.
Dafür müssen wesentliche Eigenschaften mitgebracht und gefördert werden:
"Kindliche Neugier, Kreativität, der Drang etwas zu Verbessern, eine gewisse Portion Frusttoleranz und die Flexibilität im Kopf, sich unterschiedlichsten Situationen anzupassen."
Wurde bislang alles nach vordefinierten Plänen kontrolliert und ausgeführt oder hat man seine Mitarbeiter für das Einhalten vordefinierter Verfahrensweisen belohnt, darf man sich natürlich nicht wundern, wenn es in einer Firma nur wenige Talente mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen gibt.
Die Grausamkeit der Realität zeigt sich dann, wenn kreative Leistungen oder eigene Denkarbeit kritisiert und Ideen zurückgewiesen werden.
Wenn Menschen in Ihrer Kreativität gekränkt wurden, werden sie sich zurückziehen - sofort und dauerhaft. Das hat zur Folge, dass die kindliche Neugier erlischt und Weiterentwicklung persönlich wie beruflich ins Stocken gerät.
Die Zukunft hält Chancen bereit die wir nicht kennen
Die Realität ist heute anders. Die Zukunft kann heute keiner mehr vorhersagen, Planung ist nur noch scheinbar möglich und die Erfolgsvorhersage geht gegen Null. Neue Veränderungen des Wandles kommen und gehen wie ein Sturm.
Permanentes Vordenken ist die heute neue Norm. Und es wird alles ständig anders. Querdenker als die Chamäleons des Business sind mutig, kreativ, unbekümmert, optionsfreudig, einfallsreich und interessiert an dem was Veränderung für uns bereit hält. Sie zeigen sich offen Fehler zu machen und das ist es, was Menschen und Unternehmen zukünftig brauchen werden - egal in welchen Abteilungen oder Strukturen.
Viel Erfolg bei Ihren Veränderungen
Ihr Jürgen Eisserer
Mindmaker® - Speaker - Trainer